NOrthEurope
(the same GLEICHSCHALTUNGSMATRIX formerly known as..)
WestGermany
Büro für postpostmoderne Kommunikation
Das Non-profit Raum-Projekt „NOrthEurope/WestGermany“ folgt der Aufgabe, ein mediales Setting zu schaffen, in dem Kunst und Aktion entsteht und in einen reflexiven Kontext gebracht wird. Anspruch und Haltung sind dabei, Theorie, soziale Intervention und Kunst zu verbinden in allen seit den 1960er Jahren dafür entwickelten Medien.
The non-profit space project "NOrthEurope/WestGermany" follows the task of creating a media setting in which art and action are created and brought into a reflexive context. The aim and attitude are to combine theory, social intervention and art in all media developed for this purpose since the 1960s.
MORE ENGLISH TEXT BELOW!
Das Non-profit-Projekt NOrthEurope / WestGermany hat seine Zentrale in einer zertrümmerten Arztpraxis mitten in Berlins sog. sozialem Brennpunkt Kottbusser Tor. Die konzeptuelle Auswahl und Gestaltung der Räumlichkeiten bezieht sich auf die dekonstruktive Avantgarde der 70er und 80er Jahre (Matta-Clark / Metzel / Foucault / DeleuzeGuattari / Derrida...). Hier befragt es als utopisch-heterotopischer Ort und als Institution für zeitgenössische Kunst, Sounds, Performances und Aktionen die relevanten Symptome gesellschaftlicher Ein- und Umbrüche. Das Label “WestGermany” steht dabei symbolisch-provokativ für eine verblassende BRD-Romantik und Erinnerungs-Spur zwischen vage-wehmütiger Retro-Reverie, differenzinduzierender Wiederholung, Verzweiflung, Langeweile, Kitsch und gegenwärtiger Selbstidentifikation. WestGermany sucht mit Ironie und Humor nach immanenter Überschreitung und Ausnahme, versucht sich einem Jetzt der Erkennbarkeit an-zubewegen und wirkmächtige Mythologien zu entsorgen. Mit KunstAusStellungen werden sitespezifische Faktoren und Potentiale am Kotti aufgegriffen und künstlerisch verstärkt, mit Aktions- und Projektkunst idealistische Antidepressiva gegen neoliberale Ideologie, realitätsbedingte Motivationstraumata und drohende Wirtschaftsrezession bereitgestellt und Breschen in die unmittelbare Umgebung zu schlagen versucht, um über diese Brücken zu bauen. Mit einem internationalen Programm von Happenings und Performances formulieren wir ferner unsere Motivation als hetero-utopisches Gemeinschaftsprojekt verschiedener subkultureller Szenen weiter aus - mitten im Herzen der heruntergewirtschafteten und dennoch blühenden urbanarchitektonischen Sozial-Vision des ZENTRUM KREUZBERG-Gebäudes, einem stadtplanerischen Dinosaurier einer optimistischeren Epoche.
Wir wollen kritische, sozial-engagierte, für ein weites und verschiedenstes Publikum offene interaktive Kunst in Anlehnung an postmoderne Avantgarden (s.o., New Genre Public Art, Situationismus) und deren aktuellen Strömungen, als deren zeitgenössische Aktivisten wir uns sehen. Diesen ging und geht es u.a. um realen demokratischen Austausch und Überwindung sozialer Barrieren in der Kunst, also um eine soziale Kunst im strikten Sinne, die starke, nicht nur ästhetische, sondern auch emotionale Bindungen, Symbolisierungen und Realisierungsmöglichkeiten von solidarischen Werten wie auch von individualbewußtseinsmäßigen Freiräumen für Spontaneität und Utopie, für Selbstorganisation und Herstellung von (Gegen-) Öffentlichkeiten erzeugt. Was sollen heute noch öffentlich geförderte Skulpturen, die in den öffentlichen Raum "gepflanzt" werden und letztlich doch nur den musealen Raum oder den des Kunstmarkts erweitern. Wir möchten, dass die Beziehung zwischen KünstlernInnen und dem Publikum selbst zum Kunstwerk wird. Künstlerische Praxis muss – bei aller verbleibenden ästhetischen Sensibilität als Arbeitsbasis – so wie politische oder soziale Aktivitäten vorgehen und sich mit den wichtigsten und brennendsten Fragen unserer Zeit: Klassismus/soziale Gerechtigkeit, Arbeit, Obdachlosigkeit, Migration und kulturelle Identität, Umweltverschmutzung, Krieg, neues massives Aufkommen autoritären, rechten Denkens und unreflektierten Ressentiments... direkt auseinandersetzen, also gänzlich unmittelbar: das mediale Setting muss als Gesamt-Signifikant, als "Durchlauferhitzer" installiert sein und möglichst total immanent affizieren, keinesfalls aber auch nur noch ein systemdekoratives Signifikat produzieren. Kritische Kunst heute ist zunächst Haltung, nicht Stil; und unsere dezidierte Haltung der Dekonstruktion (i.S. Derridas) befähigt uns umso mehr zu konstruktiver Aktion.
Unser Projekt ist also von seinem innersten ästhetischen Ansatz her von Anfang an formal als Entgrenzungsmedium zum/-r hegemonialen bourgeoisen Kunstdiskurs/-ideologie intendiert und einzuordnen, das inmitten dieses überkommenen Kunstverständnisses sozusagen Devianzverfahren mit ungewissem Ausgang ansetzt und dieses bestenfalls abschafft, mindestens aber gezielt anhand der Entwicklungszusammenhänge ihrer systematischen Beschränktheiten durch eine radikal unabgeschlossene, heteronome und genuin materialistische ästhetische Praxis formal entgrenzt, destabilisiert und (selbst) degeneriert. Denn die sog. "Gegenwartskunst" (westlicher Prägung) ist allem Anschein zum Trotz nach wie vor alles andere als wirklich entgrenzt, sondern wird nach wie vor mindestens latent an den Maßstäben einer fortgesetzten Reproduktion der 'Moderne' vermessen, eine Vermessung die genuin ökonomischen Ursprungs ist, da ihr Maß die veränderlichen kapitalistischen Wertformen sind, die klassischen wie auch die neueren des ‚Lifestyle'-Kapitalismus (kulturelles Kapital etc.). Die damit einhergehende typische Entspezifizierung des 'Autonomie'-Begriffs zur Übertragung in und Homologisierung mit andere/-n gesellschaftlichen und ökonomischen Bereichen im Dienste ihrer neoliberalen Flexibilisierung möchten wir vielmehr umwenden in eine mögliche Degeneration der Kunst in Richtung einer ästhetischen Praxis JENSEITS von deren sich reproduzierenden Akkumulationsverläufen, Machtformen und -praktiken.
Die Zukunft liegt für uns in der autonomen „Akademisierung“, der sachlich noch weitergehenden intellektuellen Vertiefung, der die ausgereifte Aktion folgt angesichts eines sich immer perfider gerierenden und zu-vereinnahmen-versuchenden Mainstream-Diskurses (vornehmlich die neoliberale Ideologie), dem es subtil entgegenzutreten gilt. Wir wollen auch in Zukunft an hoch verdichtet signifikanten Stadt-Ort "Kotti" unser gesamt-künstlerisches und damit - intrinsisch - immer auch gesamt-gesellschaftspolitisches Statement setzen! Insbesondere jede Bundestagswahl (und Europa-Wahl) stellt(e) dabei für das (NOrthEurope,)WestGermany den „konzeptuellen Pulsschlag“ dar (vgl. u.a. Neuaufstellung und -Benennung qua Manifest zur Bundestagswahl 2013 (alle Manifeste können heruntergeladen werden unter: http://westgermany.wordpress.com/) als „NOrthEurope...“ (also: „NO (hegemonial) ‚NorthEurope’“), angesichts dramatisch zugespitzter Umstände in einem Europa, dessen progressiver Integrationsgedanke massiv gefährdet ist.
Eine klare politische Positionierung / Haltung tut nämlich einer kompromisslos-avantgardistisch-progressiven künstlerisch-ästhetischen Theorie und Praxis keinen Abbruch, sondern ist deren unabdingbare Grundvoraussetzung; und heißt, nebenbei bemerkt, natürlich überhaupt nicht, das man nur "politische Kunst" im überkommenen, bürgerlichen Sinne macht (Stichwort: Kriegsfotos u.ä.), im Gegenteil. Wir sind überzeugt, dass spätestens mit dem Lehman-Brothers-Bruch die „VOLKSWIRTSCHAFTLICHE WENDE / macroeconomic turn“ ( - den wir hiermit proklamieren - ) eingetreten ist, die dem sog. „linguistic turn“ in ihren Konsequenzen in Nichts nachsteht. Wir können nicht mehr hinter die Makro-Ökonomie zurück, denn sie affiziert - spätestens unter dem Primat und der Hegemonie der Finanzindustrie und –oligarchie - alles. Oder mit Joseph Vogl gesprochen: wir müssen uns der / die „Oikodizee“ stellen; und sollten uns daher der rechtkonservativen Produktion makro-ökonomischer Mythen und der damit einhergehenden politischen Propaganda nicht vorzeitig „geschlagen“ geben, schon gar nicht, wenn der Großteil der objektiven und renommierten Ökonomen oder auch das bürgerlich-liberale Feuilleton uns in der Sache stützt. Es geht hier ebenso offensichtlich wie auch eklatant um die Zukunft Europas, und da sollte die Kunst – fast schon traditionell - „Avantgarde“ sein! Auch KünsterInnen und Kunst-ArbeiterInnen, so intellektuell und abstrakt ihre Herangehensweise zunächst auch sein mag, müssen wieder die "Rückkehr nach Reims" (Didier Eribon) antreten und das weitere Hauptproblem der neofeudal-neoliberalen Gesellschaft konkret (also vor Ort und bei den Menschen) und direkt angehen: den Klassismus, der immer unverhohlener um sich greift und u.a. natürlich die maßgebliche Ursache für das Aufkommen von Rechtpopulisten und entsprechender Wählerschichten (in ganz Europa) ist. KünsterInnen und Kunst- ArbeiterInnen (wie wir) müssen einfach jetzt massiv tätig werden, um u.a. ein neues "1929-1933" zu verhindern ! Wir wollen und werden also auch weiterhin „an die Grenzen gehen" und ein formales Entgrenzungsmedium zum ideologisch eingeschliffenen soziopolitischen und bürgerlich-ästhetischen Diskurs sein !
___________________________________________________
ENGLISH:
The non-profit project NOrthEurope / WestGermany has its headquarters in a smashed-up doctor's office in the middle of Berlin's so-called social hotspot Kottbusser Tor. The conceptual selection and design of the space refers to the deconstructive avant-garde of the 70s and 80s (Matta-Clark / Metzel / Foucault / DeleuzeGuattari / Derrida...). Here, as a utopian-heterotopian place and institution for contemporary art, sounds, performances and actions, it interrogates the relevant symptoms of societal incursions and upheavals. The label "WestGermany" stands symbolically-provocatively for a fading romanticism of the FRG and a trace of memory between vaguely wistful retro-reverie, difference-inducing repetition, despair, boredom, kitsch and present-day self-identification. WestGermany searches with irony and humor for immanent transgression and exception, tries to approach a now of recognizability and to dispose of powerful mythologies. With KunstAusStellungen (ArtExhibitions) site-specific factors and potentials at the Kotti are taken up and artistically amplified, with action and project art idealistic antidepressants against neoliberal ideology, reality-related motivational traumas and threatening economic recession are provided and breaches into the immediate surroundings are attempted to build bridges across them. With an international program of happenings and performances, we further formulate our motivation as a hetero-utopian collaborative project of various subcultural scenes - right in the heart of the run-down yet thriving urban-architectural social vision of the ZENTRUM KREUZBERG building, an urban planning dinosaur of a more optimistic era.
We want critical, socially committed, interactive art open to a wide and diverse audience in the style of postmodern avant-gardes (see above, New Genre Public Art, Situationism) and their current currents, as whose contemporary activists we see ourselves. These were and are concerned, among other things, with real democratic exchange and overcoming social barriers in art, i.e. with social art in the strict sense, which creates strong, not only aesthetic but also emotional bonds, symbolizations and possibilities for realizing values of solidarity as well as individual consciousness-related free spaces for spontaneity and utopia, for self-organization and the production of (counter-) publics. What is the point of publicly funded sculptures today that are "planted" in public space and yet ultimately only expand the museum space or that of the art market. We want the relationship between artists and the public to become the work of art itself. Artistic practice, while retaining aesthetic sensibility as a working basis, must proceed in the same way as political or social activity, addressing the most important and burning issues of our time: classism/social justice, labor, homelessness, migration and cultural identity, environmental pollution, war, the new massive rise of authoritarian, right-wing thinking and unreflective resentment . The media setting must be installed as an overall signifier, as a "flow heater", and must affect as completely immanently as possible, but in no case must it produce only a system-decorative signified. Critical art today is first of all attitude, not style; and our decided attitude of deconstruction (in Derrida's sense) enables us all the more to constructive action.
From its innermost aesthetic approach, our project is thus formally intended and classified from the outset as a medium of dissolution of boundaries to the hegemonic bourgeois art discourse/ideology, which sets up, as it were, deviance procedures with an uncertain outcome in the midst of this outmoded understanding of art and at best abolishes it, but at least purposefully formally dissolves, destabilizes and (itself) degenerates it on the basis of the developmental contexts of its systematic limitations through a radically unfinished, heteronomous and genuinely materialistic aesthetic practice. For so-called "contemporary art" (of the Western variety) is still, despite all appearances, anything but truly unbounded, but is still measured, at least latently, by the standards of a continued reproduction of 'modernity', a measurement that is genuinely economic in origin, since its measure is the mutable capitalist forms of value, the classical as well as the more recent ones of 'lifestyle' capitalism (cultural capital, etc.). We would rather like to turn the accompanying typical de-specification of the 'autonomy' concept for transfer into and homologization with other/social and economic spheres in the service of their neo-liberal flexibilization into a possible degeneration of art in the direction of an aesthetic practice BEYOND its reproducing accumulation processes, forms and practices of power.
For us, the future lies in the autonomous "academization", the factually even further intellectual deepening, which is followed by the mature action in the face of an ever more perfidious mainstream discourse (primarily the neoliberal ideology), which is trying to be taken advantage of and which must be subtly opposed. We want to continue to make our overall artistic and thus - intrinsically - always also overall socio-political statement at the highly condensed significant city location "Kotti"! Especially every federal election (and European election) represents(s) the "conceptual pulse" for the (NOrthEurope,)WestGermany (cf. among other things the repositioning and -naming qua manifesto for the federal election 2013 (all manifestos can be downloaded at: http://westgermany.wordpress.com/) as "NOrthEurope..." (i.e.: "NO (hegemonic) 'NorthEurope'"), in view of dramatically aggravated circumstances in a Europe whose progressive idea of integration is massively endangered.
A clear political positioning / attitude does not detract from an uncompromisingly avant-garde progressive artistic-aesthetic theory and practice, but is its indispensable prerequisite; and, by the way, does not mean at all that one only makes "political art" in the traditional, bourgeois sense (keyword: war photos etc.), on the contrary. We are convinced that at the latest with the Lehman-Brothers-break the "macroeconomic turn" has occurred, which is in no way inferior to the so-called "linguistic turn" in its consequences. We can no longer go back behind the macro-economy, because it affects - at the latest under the primacy and hegemony of the financial industry and oligarchy - everything. Or to speak with Joseph Vogl: we have to face / the "oikodicy"; and should therefore not prematurely "give in" to the right-wing conservative production of macro-economic myths and the accompanying political propaganda, certainly not when the majority of objective and renowned economists or even the bourgeois-liberal feuilleton supports us in the matter. It is here as obviously as also blatantly about the future of Europe, and there the art should be - almost traditionally - "avant-garde"! Even artists and art workers, as intellectual and abstract as their approach may be at first, must again start the "return to Rheims" (Didier Eribon) and tackle the further main problem of the neo-feudal-neoliberal society concretely (i.e. on the spot and with the people) and directly: the classism, which is spreading more and more blatantly and, among other things, is, of course, the decisive cause for the rise of right-wing populists and corresponding electorates (all over Europe). Artists and art-workers (like us) simply have to take massive action now to prevent, among other things, a new "1929-1933" ! So we want to and will continue to "go to the limits" and to be a formal demarcation medium to the ideologically ingrained socio-political and bourgeois-aesthetic discourse !
Copyright © 2023 westgermany.eu – Alle Rechte vorbehalten.
Unterstützt von GoDaddy